Erster Gasversorger kündigt Kunden die Verträge

Eine Erdgasflamme Photo by Marco Caliulo from FreeImages

Leipzig – Die stark gestiegenen Erdgaspreise haben den ersten deutschen Gasversorger in die Knie gezwungen. Auf seiner Homepage teilt das in Niedersachsen ansässige Deutsche Energiepool ihren Kunden mit, „die bundesweite Belieferung von Erdgas vollständig einzustellen“. Das Unternehmen begründet mit den „extremen Marktentwicklungen“. Dies wird in folgenden Zahlen ausgeführt: „Während im Spotmarkt im August 2020 Erdgas mit bis zu 4,80 EUR je MWh angeboten wurde, erreichen wir inzwischen Preise von 75,04 EUR je MWh. Ein Ende ist hier zunächst nicht absehbar, da die europäischen Erdgasspeicher vielerorts beinahe leer sind.“

Gasversorger Eon springt ein

Das Unternehmen beteuert zwar, wie andere Gasversorger auch, Erdgas langfristig im Voraus am Markt (Termingeschäfte) einzukaufen, um so zeitlichen Preisspitzen zu begegnen. Laut Deutscher Energiepool müsse man aber tägliche Spotmengen hinzukaufen, um den sogenannten Bilanzkreise auszugleichen. Dadurch hätten sich „unsere eigenen Beschaffungspreise rund verdreifacht“. Kurz: Der Erdgaslieferant kann seine Preisversprechen an die Kunden nicht mehr halten. Um nicht in finanzielle Schieflage zu geraten, werden die Verträge jetzt gekündigt.

Zu Hause frieren, müssen die Kunden künftig dennoch nicht.  Der Energiekonzern Eon kündigte an, einzuspringen, berichtet das Handelsblatt. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben in „weiten Teilen Deutschlands“ der zuständige Grund- und Ersatzversorger, der eine Belieferung sicherstellen muss – in der Regel allerdings zu höheren Preisen als sie die Billiganbieter verlangen. Die Kunden können sich aber jeder Zeit einen neuen Anbieter suchen.

Regierung befürchtet keine Versorgungsengpässe

Die drastisch gestiegenen Gaspreise haben in Großbritannien mehrere Billiganbieter in die Insolvenz getrieben. „Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist weiterhin hoch“, betonte allerdings eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums in Berlin gegenüber n-tv. Versorgungsengpässe werde es nach derzeitigem Stand nicht geben. Die Gasspeicher in Deutschland mit einer Gesamtkapazität von 24,6 Milliarden Kubikmeter seien zu 64,69 Prozent gefüllt, dieser Prozentsatz steige wöchentlich. Im Vergleich etwa zu Großbritannien habe Deutschland 16mal mehr Kapazitäten aufgebaut.